Die Entwicklung von Smart Homes

Photo by Alturas Homes, CC0 Public Domain

Selbstfahrende Autos und allwissende elektronische Assistenten sind schon lange kein Wunschdenken mehr. Ohne, dass wir es uns bewusst sind, schreitet auch die Smart-Home-Technologie eisernen Schrittes voran. Dank neuester Funktechnologien haben wir bereits die Möglichkeit, unsere häuslichen elektronischen Gegenstände zu einem interaktiven Kommunikationsnetzwerk zusammenzuschließen, für das wir nur eine einzige zentrale Steuerung benötigen. Ob vernetzte Küche, intelligente Stromverwaltung oder Lautsprecher: In ein paar Jahrzehnten wird das Smart Home genau wie der W-LAN-Anschluss in den westlichen Ländern zum neuen Wohnstandard. Diejenigen unter uns, die der intelligenten Technologie eher skeptisch gegenüberstehen, sollten sich bewusst machen, dass Anfang und Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts selbstverständliche Haushaltsgeräte wie Staubsauger oder Kühlschränke zunächst als bahnbrechend und befremdlich empfunden wurden.

Reise in die Vergangenheit

Kabellose Funktechnologie beeinflusst nicht nur, wie moderne Häuser beheizt, abgesichert oder mit Strom versorgt werden. Auch im Bereich der Unterhaltung bieten Bluetooth und Co. unendlich viele Möglichkeiten. Mittlerweile kann jeder mit speziellen Headsets in virtuelle Realitäten abtauchen und mit Menschen, die sich an einem anderen Ort befinden, interagieren. Wann aber fingen Erfinder und Ingenieure damit an, das alltägliche Leben des Menschen durch Elektronik unterhaltsamer und vor allem praktischer zu gestalten? Bereits Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts kamen die ersten Nähmaschinen, Staubsauger und Küchenmaschinen auf den Markt. Im Jahr 1939 sagte das US-Magazin „The Electric Home of the Future“ (auf Deutsch: Das elektronische Heim der Zukunft), die Erfindung von ferngesteuerten Elektrogeräten voraus. Zehn Jahre später erwähnte der bekannte Science-Fiction-Autor George Orwell einen automatischen Assistenten, der mittels Spracherkennung Lieder mit verschiedenen Instrumenten komponieren könnte.

Weitere Science-Fiction Bücher und Filme wie „Stark Trek“ sprachen vom heutigen 3D-Drucken und am Körper tragbarer Technologie. Was damals als völlig unmöglich empfunden wurde, ist heute bereits eine selbstverständliche Realität. Die erste Idee für ein Smart Home liegt jedoch nicht allzu weit in der Vergangenheit: Im Jahr 1975 wurde das erste Kommunikationsprotokoll, X10, für die Heimautomation veröffentlicht. Mit der Datenübertragung X10 war es plötzlich möglich, eine einseitige Kommunikation zwischen zwei technischen Einheiten herzustellen. In größeren Gebäuden konnten Lichtschalter so bis auf die Sekunde programmiert werden. Später wurde das stromleitungsbasierte Netzwerkprotokoll auf eine zweiseitige Kommunikation erweitert. Zur Jahrhundertwende revolutionierte der südkoreanische Mischkonzern LG Group die Welt der Haushaltsgeräte, als er den ersten Kühlschrank mit Internetverbindung vorstellte. Rund zehn Jahre später kam das US-amerikanische Automatisierungsunternehmen Nest Labs Inc. mit dem ersten am W-LAN angeschlossenen Thermostat und Feuermelder auf den Markt.

Photo by John Tekeridis, CC0 Public Domain

Blick in die Zukunft

Wie die Vergangenheit zeigt, sind der Zukunft des Smart Homes fast keine Grenzen gesetzt. Viele Menschen sind bereits im Besitz einer intelligenten Lautsprecher-Anlage in ihrem Wohnzimmer. Neueste Entwicklungen weisen darauf hin, dass die sogenannten Smart Speakers von immer mehr Nutzern als Zentralsteuerung verwendet werden. Manche Modelle können nicht nur per Spracherkennung Musik abspielen oder Begriffe im Internet suchen, sondern auch mit häuslichen Elementen kommunizieren, wie zum Beispiel mit Lichtanlagen, dem Haustürschloss oder dem Thermostat. Auch das Wohnzimmer könnte etwas mehr Platz bekommen: Statt eines riesigen, flachen TV-Bildschirmes, werden Film-Fans bald ihren eigenen Projektor mit extrem hoher Auflösung nutzen können. Und auch in Sachen Design wird der Wohnraum immer smarter: Apps und Online-Plattformen wie Modsy oder Hutch ermöglichen es Kunden, ihren individuellen Wohnraum virtuell einzurichten, sodass sie per Knopfdruck die perfekten Möbel bestellen können und vorher genau wissen, wie der voll eingerichtete Raum aussehen wird.

Die neueste Technologie für die Smart Kitchen nimmt Verbrauchern zwar nicht das Kochen ab, stellt aber sicher, dass das Essen besser schmeckt. Intelligente Backöfen wie Modelle der Firma Junewill sind mit Kameras und digitalen Thermometern ausgestattet, sodass Hobbyköche den Garvorgang ihrer Kreationen genau beobachten und entsprechend beeinflussen können. Intelligente Töpfe und Pfannen sorgen außerdem dafür, dass das Essen nicht bei geschätzter „mittlerer Hitze“ dahin köchelt, sondern die perfekte Temperatur für Gewicht und Konsistenz erreicht wird. Kluge Kühlschränke geben Verbrauchern außerdem Bescheid, wenn ein Lebensmittel kurz davor ist, zu verderben und schlagen gleich mehrere passende Rezepte vor. Noch besser: Der Smart Fridge von LG kann dem Smart Oven bereits Kochanleitungen senden, sodass in der Küche wirklich nichts mehr schiefgehen kann. Und auch an den Nachtisch ist gedacht: Die Sensorik einer intelligenten Eismaschine schaltet das Gerät dann aus, wenn die perfekte Eis-Konsistenz erreicht ist.

Nicht nur Menschen, die Komfort lieben, können sich über die Entwicklungen im Bereich Smart Home freuen. Besonders Pflegebedürftige oder Menschen mit Bewegungseinschränkungen, können vom „Assisted Living“ durchaus profitieren. Zudem kann die intelligente Stromversorgung und Temperatur-Regelung Energie und Geld sparen. Allein aus diesen Gründen sollten auch die Technik-Skeptiker dem Smart Home eine Chance geben.