Die Apple Watch 4 – Neuer, größer, besser!

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Da ist sie nun! Am 12. 9. präsentierte Apple auf einer gewohnt großen und beeindruckenden Veranstaltung in Cupertino neben drei neuen iPhones endlich auch die lang erwartete Apple Watch 4. Mit großer Spannung schauten Menschen weltweit live bei der Präsentation zu, um zu sehen, was denn jetzt alles neu ist, wenngleich zuvor schon einige Informationen an die Öffentlichkeit gedrungen waren, über die die Medien berichteten. Ist die neue Apple Watch nun auch viel besser? Was ist neu? Finden wir es heraus!

Was ist neu an der Apple Watch 4?

Gleich auf den ersten Blick springt einem das 30% größere Display mit seinen abgerundeten Ecken ins Auge. Bei gleich großem, aber dünnerem Gehäuse, rückt es näher an den Rand. So bietet es mehr Platz für mehr Informationen. Hierfür bringt das neue watchOS 5 auch eine Reihe neuer Watchfaces mit, von denen zwei eine Menge Informationen auf einmal anzeigen können.

Im Innern der Uhr hat sich auch einiges getan. Apple hat sehr viel Arbeit in den Ausbau der Apple Watch 4 als ein Hilfsmittel zur Überwachung Deiner Gesundheit investiert. So gibt es einen neuartigen HF-Sensor am Gehäuseboden und obendrein einen zweiten in der Krone, mit dem man den Puls in der Fingerspitze messen kann. Aber dazu später mehr.

Die Krone gibt einem beim Drehen jetzt ein haptisches Feedback durch leichte Vibrationen, wie bei einer mechanischen Uhr.

Die Innovationen im Überblick

Gehen wir nun genauer auf die einzelnen Neuerungen ein. Es versteht sich von selbst, dass die Apple Watch 4 das neue watchOS 5 an Bord hat, welches in früheren Versionen auch schon für die Apple Watch Series 3 erhältlich war. Aber auf der Series 4 kann es noch einen Tick mehr.

Das neue Display der Apple Watch 4

Apple ist stolz auf das neue Display. Zu Recht. Bei gleichen Gehäusedimensionen hat man den zur Verfügung stehenden Platz besser ausgereizt und fast ein Drittel mehr Fläche hinzugefügt. So reicht das Display fast bis ganz an den Rand des Gehäuses. Durch die abgerundeten Ecken fügt es sich zudem harmonischer in das Design der Apple Watch 4 ein. Ein echter Augenschmaus.

Apple Watch 4

Die Herausforderung beim Design des Display war nicht nur, den Platz zu gewinnen, ohne ein größers Gehäuse zu benötigen, sondern auch gleichzeitig den Akkuverbrauch im Zaum zu halten. Dafür setzt Apple die neue Displaytechnologie LTPO (low temperature polycrystalline oxide) ein, die auch künftig bei iPhones zur Energieeffizienzsteigerung verwendet werden soll. Spoiler: Zwar spart diese Technik gegenüber den „alten“ Displays der Vorgänger tatäschlich Akkuverbrauch ein, aber diese Ersparnis ist nicht größer als die 30% Zuwachs an Displayfläche. Somit kostet das Display im Endeffekt in der Praxis doch tatsächliche Akkulaufzeit.

Neue Benutzeroberfläche

„Infograph“-Watchface mit 8 Komplikationen

Damit das größere Display auch optimal ausgenutzt werden kann, hat Apple die Benutzeroberfläche komplett neu designt. Neu hinzugekommen sind dadurch zwei Watchfaces namens „Infograph“, welche einen Stapel Informationen auf einmal auf dem Display anzeigen können. Variante 1 verfügt neben der Zeitanzeige über 6 zusätzliche Komplikationen, Variante 2 sogar über 8! Diese werden kreisförmig rund um das Ziffernblatt angeordnet und bieten wirklich eine Menge auf einen Blick.

Außer den „Infograph“-Watchfaces gibt es noch vier neue animierte Watchfaces, die mit teilweise irrsinnigem Aufwand produziert wurden. Z. B. das Watchface „Liquid Metal“, für dessen Produktion die Vorbereitungen über ein Jahr und die Video-Dreharbeiten mehrere Wochen gedauert haben. Für diese Animation hat man eine mehrere Meter große Nachbildung des Displays gebaut, dieses mit gefärbtem Wasser gefüllt und die Bewegungen mit einer Hochgeschwindigkeitskamera gefilmt. So detailverrückt sind Apples Designer.

Krone mit haptischem Feedback

Die Krone der Apple Watch 4 „rattert“ beim Drehen wie bei einer mechanischen Uhr als haptisches Feedback. Ein ähnliches Verhalten kennen einige vielleicht schon von den Bedienknöpfen von Navigationsgeräten in manchen Autos. Die Feinheit dieser Vibrationen hängt bei der Apple Watch 4 von der Anzahl der Informationen ab, durch die man mit der Krone scrollt. Je mehr Menüeinträge oder Elemente in einer Liste, desto feiner ist die Vibration. Das sorgt für ein präzises Gefühl und hilft bei der Orientierung im watchOS 5.

Der Herzfrequenzsensor als Gesundheitswächter

Wie schon bei den Vorgängermodellen befindet sich auch an der Unterseite der Apple Watch 4 ein optischer HF-Sensor. Neu ist bei diesem nun, dass die Apple Watch automatisch erkennt, wenn Deine Herzfrequenz einen bestimmten Mindestwert unterschreitet. Sie zeigt Dir dann einen Warnhinweis an, da ein zu niedriger Puls ein Hinweis auf Bradykardie sein kann (Ruhepuls von unter 60 Schlägen/Minute). Wenn Du nicht gerade ein austrainierter Profisportler bist, dann ist dieser Ruhepuls gefährlich niedrig, weil eine ausreichende Sauerstoffversorgung in Gefahr ist. Zusammen mit einem zweiten HF-Sensor in der Krone kann die Apple Watch 4 noch genauere Herzfrequenzmessungen machen.

Das neue Herz der Apple Watch 4

Bleiben wir beim Stichwort „Herz“ und schauen ins Innere der Apple Watch 4. Kern der Rechnerei ist ein neu designter S4 Dual-Core-Prozessor. Laut Apple ist die Series 4 damit das einzige Produkt weltweit, das mit der sogenannten SiP-Architektur angetrieben wird. Die „Silicone in Package“-Technologie erlaubt die Kombination eines gesamten Systems auf einer einzigen Komponente und damit eine enorme Miniaturisierung. Nicht nur ist diese CPU der vierten Generation viel kleiner sondern auch bis zu zweimal so schnell wie die Chips der Vorgängerinnen. Das soll die Performance der Apple Watch 4 deutlich verbessern.

Größere Lautsprecher

Außer mit einem größeren Display auf die Augen gibt es nun mit 50% größeren Lautsprechern mehr auf die Ohren. Mit der Apple Watch 4 verstehst Du Siris Ansagen besser, kannst die Watch als Walkie-Talkie und zum Telefonieren benutzen und dabei von der Tatsache profitieren, dass das Mikrofon auf die andere Seite umgezogen wurde, womit Du weniger Feedback und Echos hörst.

Die Apple Watch 4 als Dein proaktiver Gesundheitsberater

Im Gegensatz zu anderen Smartwatches, die ebenfalls eine permanente Herzfrequenzüberwachung bieten, aber die Interpretation der Werte zu großen Teilen dem Benutzer überlassen, will die Apple Watch 4 Dir als Beschützer zur Seite stehen und über Deine Gesundheit wachen. Wenn Dein Pulsschlag ungewöhnliche Abweichungen aufweist, sowohl in Frequenz als auch Rhythmus, und die Daten auf eine Herzstörung hindeuten, meldet sich die Apple Watch 4 bei Dir und rät Dir, einen Arzt aufzusuchen, um das näher untersuchen zu lassen. Alle aufgezeichneten medizinischen Daten kannst Du dann mit der Health-App vom iPhone an den Arzt weitergeben.

Das brandneue Feature hierfür ist der EKG-Check mit einem zweiten, elektronischen HF-Sensor in der Krone der Apple Watch 4. Du startest die EKG-App (vorerst nur in USA verfügbar) und legst einen Finger auf die Krone. In Verbindung mit den über den optischen HF-Sensor am Gehäuseboden gesammelten Daten berechnet die Apple Watch 4 dann ein EKG. Hier muss man allerdings dazu sagen, dass es sich dabei nicht um genau so ein EKG wie beim Arzt handelt, denn das wertet viele Parameter mehr aus. Die Apple Watch 4 hingegen spezialisiert sich dabei auf Daten, die auf ein Vorkammerflimmern hinweisen, welches die verbreitetste Herzrhythmusstörung ist. Diese schnell aufzuspüren und ernstere Herzerkrankungen durch Früherkennung zu verhindern, hat Apple sich auf die Fahnen geschrieben.

In den USA hat die Apple Watch 4 dafür eine besondere Art der Zulassung erhalten. Sie ist damit kein richtiges Medizingerät, hat aber einen Status knapp darunter. Für Europa und speziell in Deutschland gibt es solch eine Freigabe noch nicht. Apple ist dem Vernehmen nach aber gerade dabei, diese Genehmigung zu erhalten. Immerhin gibt es Unterstützung aus einem einflussreichem Lager, nämlich der deutschen Gesellschaft für Kardiologie, die in einem Kommuniqué mitteilt (PDF), dass sie diese Funktion als „wertvolles Monitoring-Tool“ erachtet, welches „wichtige Informationen für Ärzte und Patienten“ liefern kann. Vor einer Zulassung benötige man aber klinische Studien, die das belegen.

Apple vermarktet diese neue Eigenschaft der Apple Watch 4 derart, dass sie damit weltweit das einzige derartige Produkt sei, das im normalen Einzelhandel erhältlich ist. Das freut die Konkurrenz von AliveCor allerdings so gar nicht, denn dort forscht man schon seit Jahren an ähnlichen Produkten und hat [amazon_link asins=’B01N1I34W5′ template=’ProductLink‘ store=’swtests-21′ text=’mit dem Kardia Band‘ marketplace=’DE‘ link_id=’88325af6-be81-11e8-89b1-f770788f83bd‘] ein Armband für die Apple Watch 3 auf dem Markt, das bereits genau dieses Überwachungsfeature bietet. Man darf also gespannt sein, ob es da noch zu einem Streit kommt. Es wäre nicht das erste Mal, dass Apple juristischen Ärger hat.

Sturzerkennung und Notfall-SOS

Eine weitere Neuerung, die bei der Präsentation für viel Erstaunen gesorgt hat, ist neben der verbesserten Herzfrequenzmessung eine automatische Sturzerkennung mit den Beschleunigungssensoren der Apple Watch 4. Sollte Dein Bewegungsmuster einem Sturz ähneln (also schnelle Bewegung und abruptes Stoppen) und Du Dich danach für mindestens eine Minute nicht mehr bewegen, löst die Apple Watch 4 einen automatischen Alarm per Anruf an Deine Notfallkontakte aus. Dieser Notruf muss aber expliziert in den Einstellungen aktiviert werden. Apple selbst weist darauf hin, dass bei heftigen Bewegungen im Sport dieser Notruf unbeabsichtigt ausgelöst werden könnte.

Das Feature „Notfall SOS“ wählt automatisch den Notruf 112, wenn Du Hilfe brauchst, benachrichtigt Deine Notfallkontakte und versendet Deinen Standort, damit Du von Rettungskräften schnell gefunden wirst. Außerdem übermittelt die Funktion einen Notfallpass mit wichtigen Informationen über Dich (z. B. Blutgruppe, Allergien, etc.) an die Rettungskräfte.

Sonstiges

Die restlichen Funktionen nur in aller Kürze.

Sport

Es gibt neue Trainings für Yoga und Wandern. Neue Funktionen für Läufer wie Kadenz und Tempo­hinweise. Während Du ein Training durchführst, zeigt die Apple Watch 4 bis zu fünf Messwerte gleichzeitig an.

Neu sind auch Möglichkeiten, sich mit anderen zu messen und Aktivitäten mit Freunden zu teilen, ein persönliches Coaching, monatliche Heraus­forderungen, Medaillen für Erfolge. Die Apple Watch 4 motiviert Dich, jeden Tag aufs Neue, Deine Aktivitätsringe zu schließen.

Die Apple Watch 4 ist nach ISO Norm 22810:2010 wasserdicht bis 50 Meter. Das bedeutet, sie ist für Aktivitäten in flachem Wasser wie Schwimmen in einem Pool oder im Meer geeignet, nicht jedoch fürs Tauchen.

Kommunikation

Es gibt eine Walkie-Talkie-Funktion (quasi WhatsApp-Sprachnachrichten, nur ohne WhatsApp), oder klassiche Telefonanrufe und Nach­richten. Mit integriertem Mobilfunk kannst Du die Apple Watch 4 unabhängig von einem Smartphone nutzen. Für Mobilfunkdienste ist ein Mobilfunktarif erforderlich. Apple Watch und iPhone benötigen dabei denselben Mobilfunkanbieter. Roaming ist auf die Leistungen des Mobilfunkanbieters beschränkt, also nicht ÜBERALL verfügbar. Beachte das vor einer Reise.

Unterhaltung

Apple Music und Apple Podcasts streamen (Apple-Music-Abo erforderlich), neue Möglichkeiten, Siri zu nutzen.

Ausführungen

Wie schon die Vorgängerinnen gibt es auch die Apple Watch 4 in einer „normalen“ Ausführung, einer sportlichen Nike+-Version und in einer Designer-Version „Hermès“. Sie ist entweder mit oder ohne LTE erhältlich. GPS haben alle Ausführungen dabei.

Es gibt Gehäuse aus Aluminium oder Edelstahl (nur für die LTE-Version) sowie zahlreiche Farbvarianten und unterschiedlichste Armbänder. Wie gewohnt bietet Apple eine breite Palette an Designs für jeden Geschmack.

Verkaufsstart in Deutschland war der 21. September. Die Apple Watch 4 gibt es bislang noch nicht bei amazon.de. Der Preis ist 429 EUR ohne und 529 EUR mit LTE

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Fazit

Die neue Apple Watch 4 mit einem der „Infograph“ Watchfaces

Grundsätzlich ist es schon ein starkes Paket, was Apple auf die Beine gestellt hat. Der Grad an Innovation und Neuerungen gegenüber dem Vorgängermodell ist beachtlich. Nicht so mager wie beispielsweise bei der neuesten Samsung Galaxy Watch, die durchaus mehr Neuheiten hätte bieten dürfen.

Der Akku sollte eigentlich länger halten, aber Tests eines großen Magazins mit einer Apple Watch 3, ebenfalls mit watchOS 5 und bei gleicher Nutzung ergaben, dass diese nach einem Tag mit zwei Sporteinheiten zu je 45 Minuten noch 66% Akku übrig hatte, die Apple Watch 4 dagegen nur 33%. Das ist schon eine gewisse Enttäuschung, zumal die Anwender weltweit überall ganz oben auf den Wunschlisten für neue Smartgeräte eine längere Akkulaufzeit haben.